Im Punkt Urlaubsfeeling waren sich alle Angereisten einig. Wobei der Sport nicht zu kurz kam. Und auch absolut anspruchsvoll war. Klar klingt 1758 Meter Streckenlänge nicht nach besonders viel. Was aber nur solange gilt, bis man die Strecke gesehen hat. Eine ständige Abfolge von Kurven aller Radien sowie das totale Fehlen längerer Geraden stellen höchste Ansprüche. Was zu der Erkenntnis führt, dass die pure Distanz zwischen Start und Ziel nicht der alleinige Gradmesser für die Qualität von Bergpisten und Veranstaltungen ist. Der Verein Bergrennen Hemberg punktete mit seinem Event in vielen Bereichen. Freundlichkeit im Umgang, befestigtes Fahrerlager mit modernen, sauberen sanitären Anlagen und ständig präsentem Ansprechpartner, eine ausgefeilte Organisation mit dem Blick fürs Detail, Einhaltung des Zeitplans, Siegerehrung 30 Minuten nach Ende der Startgruppe, Einpacken und Antreten der Heimreise ab kurz nach 16 Uhr sind nur einige Beispiele aus einer langen Liste. Aus der auf jeden Fall noch die sehr reizvolle Landschaft mit Blick auf den knapp über 2500 Meter hohen Säntis, dem Wahrzeichen der Ostschweiz, erwähnenswert ist. Das Wetter meinte es überwiegend gut und warm mit den Beteiligten. Lediglich am Sonntagvormittag fiel Regen. Und dies genau in dem Moment, in dem das Berg-Cup Starterfeld schon zum zweiten von drei Durchgängen bereit stand. Die Rennleitung entschied, den Tross zwecks Reifenwechsel ins Fahrerlager zurück zu schicken. Bis das alles erledigt war, eroberte die Sonne wieder die Oberhand, Race-Heat zwei fand auf teilweise sehr schnell abtrocknender Strecke statt. Dank des Modus die besten zwei aus drei Läufen fielen die Zeiten aus der zweiten Auffahrt nicht ins Gewicht. Am Samstag boten die vier Trainingsläufe reichlich Möglichkeit zum Kennenlernen der für alle Berg-Cup’ler neuen Piste. Da der Zielort Hemberg alleine das komplette Feld nicht aufnehmen kann, gab es weitere Fahrerlager in Bächli und St. Peterzell, wo auch der KW Berg-Cup Quartier fand. Die von der Polizei eskortiert Anfahrt zum Start diente zugleich dem Aufwärmen. Der logistische Balanceakt klappte einwandfrei.
Damit wollen wir uns – beginnend mit dem NSU-Bergpokal – dem rennsportlichen Part widmen. Wolsfeld und seine Folgen machen aus vier Nennungen zwei Starter. Das sind Leopold Gast und Thomas Krystofiak. Leopold holt für das führende Brüder-Team beim vierten Lauf Saisonsieg Nummer drei nach zwei Erfolgen plus einem zweiten Rang durch Korbinian. Thomas Krystofiak, der sichtlich Spaß an der Reise in die Schweiz hat, belegt Rang zwei.
Die Gruppe A/F/CTC bis 1,6 Liter Hubraum sieht eine spannendes Match zwischen Newcomer und Routinier, beide auf Citroen C2 unterwegs. Am Ende entscheiden 1,69 Sekunden zugunsten des erst 2023 in den Bergrennsport eingestiegenen Robin Horn, der innerhalb einer Woche bereits seinen zweiten Klassengewinn an seine Fahnen heften kann. Helmut Knoblich wird Zweiter, Rang drei geht an Florian Fink, der mit seinem nach Rallye-R1-Reglement aufgebauten Citroen DS3 gegen die Gruppe F Autos in seiner Klasse schon rein technisch die schlechteren Karten hat. In der Hubraumabteilung bis 2000 Kubik gewinnt Michael Schumacher im VW Polo G60 klar vor Ulrich Zeitz mit seinem Peugeot 309 Gti.
Werfen wir als nächstes einen Blick in die gemeinsam gewerteten Gruppen H/FS/E1, beginnend mit den 1400ern. Hier heißt das Spitzenduell Jörg Davidovic mit seinem NSU TT 16V gegen Markus Hülsmann im VW Golf 1 16V. Der Gewinner heißt Jörg, sein Vorsprung beträgt final 3,96 Sekunden. Es ist der erste Klassensieg am Berg für das Projekt NSU TT 16V. Wie lange es exakt her ist, das ein einst in Neckarsulm vom Band gelaufener Renner die 1300er – aus der später die 1400er wurde – Abteilung der verbesserten Tourenwagen gewonnen hat, das gibt unser Archiv nicht preis. Aber es dürften Jahrzehnte gewesen sein. Rang drei belegt im VW Schneider Polo 1 16V Thomas Grimm. Der außerhalb der Punktewertung antretende Gaststarter Thomas Kohler pilotiert seinen Fiat X1/9 auf Position vier.
Wir legen nochmal 200 Kubikzentimeter drauf, was uns zu den 1,6-Litern bringt. Hier agiert Tobias Auchter im Opel Spiess Corsa A GSi 16V souverän an der Spitze, holt sich Platz eins mit deutlichem Vorsprung auf Folker und Markus Fink mit ihren beiden Citroen C2 VTS, die in der genannten Reihenfolge auf den Rängen zwei und drei ins Ziel kommen.
Zwei Piloten von Opel Kadett C Coupés machen bei den 2-Litern ihre Anwartschaft auf einen Platz an der Spitze schon im Training klar, setzen diese Marschroute auch am Rennsonntag konsequent fort. In der Endabrechnung liegt Marco Schöbel im Gerent motorisierten 8-Ventiler 4,02 Sekunden vor Routinier Thomas Claus im 16V-Kadett. Hinter ihnen läuft die Auseinandersetzung zweier Youngster, die mit ihren fehlerfreien, schnellen Fahrten beeindrucken. Marvin Ruwe sichert sich mit seinem VW Minichberger Golf 1 Gti 16V Klassenrang drei. Nur 1,02 Sekunden mehr als bei Marvin weist die Addition der zwei schnellsten Rennläufe für Moritz Minichberger aus. Das bedeutet für ihn Position vier. Fünfter und damit zweitbester 2-Liter KW 8V-Trophy Pilot ist Johann Hatezic im Opel Frank Ascona B, Holger Alt beendet sein Hemberg-Wochenende im Ford Escort RS 2000 auf Rang sechs.
Die im Vorbericht angekündigte Premiere von Michael Ostermann im Opel Kadett C Coupé 16V in der Klasse bis 3000 Kubik wird zur Galavorstellung und endet mit dem Klassensieg. Immer dicht dran, aber im BMW M3 E36 eben nicht vorbei, so gestaltet sich Hemberg 2025 für Marcel Gapp, er sichert sich 2,71 Sekunden zurück Position zwei. Ihm folgen zwei KW 8V-Trophy Piloten, die es das ganze Wochenende mit echt knappen Abständen genauso spannend machen wie das Duo an der Spitze. Stefan Schäfer fährt seine Opel Kadett C Limousine 2,66 Sekunden vor Timo Fritz im Opel Ascona B auf Platz drei. Auf den Rängen fünf und sechs laufen Marc Längerer im VW Scirocco 1 Gti und Maximilian Gast ein, der letztgenannte hadert mit mangelnder Leistungsbereitschaft des Turbomotors in seinem VW Golf.
In der Abteilung über 3 Liter Hubraum überzeugt Rookie Andreas Schumacher durch souveräne Fahrten im Audi TT, die ihm den Klassensieg einbringen. Sabine Göhrig beendet ihre Reise nach Hemberg im Ford Focus ST auf Rang zwei.
Beim Abschlussmeeting der Kommissare sprechen die Rennleiter den Aktiven des KW Berg-Cups ein großes Lob aus, bedanken sich für die Teilnahme und dazu ausdrücklich über das stets sportlich faire Verhalten und den freundlichen Ton im Umgang miteinander. Bei der Siegerehrung überrascht der Verein Bergrennen Hemberg mit Preisen in Form von Kuhglocken. Außerdem haben die Hemberger noch einen Sonderpreis parat: Eine Holzbank für den schnellsten aus dem KW Berg-Cup. Die bekommt Michael Ostermann, der in der Gesamtwertung unter den 146 Startern Platz 15 belegt. Mit seiner Gesamtzeit 2:07,25 ist er zugleich der siebtbeste Pilot mit einem Tourenwagen. Oder eben Huesliauto, wie sie das in der Schweiz nennen. Dass auf der Rücklehne besagter Holzbank ein Opel Kadett stilisiert ist, das passt optimal zum Ergebnis. Ob die Schweizer hellseherische Fähigkeiten besitzen? Die Frage bleibt im Moment unbeantwortet.
Kurzes Fazit: Ein tolles und interessantes Wochenende. Bis zu Gipfelsprint Nummer fünf der 37. KW Berg-Cup Saison dauert es nun lange vier Wochen. Vom 11.-13. Juli steht dann mit dem 50. Homburger ADAC Bergrennen eine Jubiläumsveranstaltung an. 50. Auflage, das klingt nach Feiern. Da wollen wir doch alle dabei sein, liebe KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal Fans und Freunde? Wir setzen da voll auf euch und eure Unterstützung!
Alle Fotos: Berg-Cup e.V. u. Peter Hartmann